Selbst-Bewusst-Sein

Wir verwenden häufig das Wort Selbstbewusstsein und drücken damit die Unterscheidung zwischen einem guten oder schlechten Selbstbewusstsein aus. Doch noch vor der Bewertung, ob ein Selbstbewusstsein gut oder schlecht ist, steht der Begriff allein.

SELBST-BEWUSST-SEIN

Es ist ein komplexer Begriff, der aus drei bedeutungsvollen Wörter zusammengesetzt ist.

Es geht um das SELBST, um BEWUSSTHEIT und um SEIN.

Das Selbst, mein Selbst in Abgrenzung zu dem Selbst anderer Personen. Vorlieben, Charakter, Stärken, Macken, Schwächen, soziale Kompetenz, bevorzugte Repräsentationssysteme (visuell, akustisch, kinästhetisch) u.a. zeichnen das Selbst.

Viele Menschen äußern bei der Frage nach dem Selbst Gedanken. Wie sie über dieses oder jenes Thema denken. In unserer Gesellschaft wird das Selbst gerne mit dem Verstand verwechselt. Die 100%ige Identifizierung mit dem Verstand schränkt das Selbst und seine Möglichkeiten stark ein.

Eckhard Tolle nennt den Verstand das EGO. Das EGO kämpft in uns um die absolute Herrschaft und dafür tut es, was es am besten kann: denken. Es gibt keinen Zweifel, dass wir unseren Verstand brauchen. Er wurde uns gegeben um Lösungen für unsere Probleme zu finden. Bleibt der Mensch ausschließlich in seiner Gedankenwelt gefangen, entgehen ihm emotionale, körperliche, intuitive und energetische Impulse. All diese Informationen stehen dem“Kopfgesteuerten“ nicht oder wenig zur Verfügung.

Im Kopf alleine werden Sie wenig SELBST finden.

Ihr Selbst hat schon bestanden, bevor Sie anfingen zu denken!

BEWUSST – In wacher, klarer Präsenz ist der Mensch bewusst und erkennt die Realität in und um sich herum. Nimmt die Konsequenzen aus dem eigenen Handeln ungetrübt wahr. Bewusst handeln, bedeutet willentlich und in Absicht zu handeln.

SEIN – Die reine Existenz. „Ich bin“ ohne Adjektiv, ohne Bewertung und Beurteilung. Das Spüren und Wahrnehmen des Seins, so einfach es klingen mag, ist für die meisten Menschen nicht möglich. Dazu ist Ruhe, Stille und Zeit notwendig. Mit etwas Übung gelingt es in der Meditation. Den Fokus auf das Hier und Jetzt legen, auf den gegenwärtigen Moment, ist sehr hilfreich. Ohne Geräuschkulisse und drängende Gedanken ist das Gleiten in den Sein-Zustand möglich. Wer ihn einmal gefühlt hat, will ihn wieder haben. Ein wahrer Glückszustand.

BEWUSSTSEIN – beschreibt im engsten Sinne, die Fähigkeit des Menschen zur Wahrnehmung des eigenen Ichs. Die Selbsterkennung als eigenständiges Individuum ist das wesentliche Merkmal, das den Menschen von Tieren -mit Ausnahme einiger Menschenaffen- unterscheidet. Das Individuum ist sich seiner Existenz bewusst.

G. Conforto und Dieter Broers einigten sich auf folgende Definition:

Das Bewusstsein ist eine wahrnehmende Instanz, die sich ihres Seins bewusst ist. Bewusst im Sein.

Jetzt kann das Puzzle zusammengesetzt werden. Selbst-bewusst-sein.

Das eigene Selbst zu kennen, sich dessen bewusst zu sein – und das nicht nur zu denken – sondern im Sein-der Existenz, verankert.

Mir ist bewusst, dass ich diesen Artikel bis hierhin für die „denkende“ Fraktion“ unter meinen Lesern schrieb.

Es gibt Menschen, die haben den Begriff noch nie zerlegt und analysiert. Dennoch leben sie mit einem guten Selbstbewusstsein. Sie haben Resillienz. Diese Menschen nehmen das Leben und seine Widrigkeiten nicht zu ernst und vor allem nicht pingelig persönlich. Bewerten nicht jeden Fehlschlag als Scheitern ihrer ganzen Existenz. Haben einen guten Draht zu ihrem Gefühlsleben und muten sich dadurch weniger emotionale Belastungen zu. Haben ein gutes Stressmanagement … und Spaß.

Die Wahrscheinlichkeit drängt sich auf, dass wir – um ein stabiles Selbstbewusstsein zu erreichen – nicht viel tun, ackern oder lernen müssen, sondern viel loslassen dürfen.