In großem Leid

Die schwersten Zeiten in unserem Leben sind dann, wenn uns großes Leid oder Verlust widerfährt. Wenn der Schmerz zu groß wird und kein Ende des Schmerzes in Sicht ist. Wenn die Bürde zu schwer und die Last im wahrsten Sinne des Wortes unerträglich ist.

Der Unterschied zwischen Klagen und großem Leid

Sicher kennen Sie Menschen, die gerne klagen. Das Dauerklagen ist nur Geräuschkulisse und bewegt nichts. Im Gegenteil es manifestiert lediglich den schlechten Gefühlszustand. Denn jedes Mal, wenn diese Menschen ihre Klage erneut erzählt haben, gibt es ihnen das Gefühl: Ja, es stimmt, es geht mir sehr schlecht! In der Regel sind dauerklagende Menschen nicht daran interessiert ihren Zustand zu verändern. Die Klage ist zu ihrem Lebensthema mutiert und vielleicht schon zu einem Teil ihrer Persönlichkeit geworden, den sie nicht aufgeben können, da sie sonst ihre „Identität“ verlieren würden. Dieses Klagen ist nicht das große Leid von dem ich sprechen möchte.

Das große Leid als Geheimnis

Das große Leid, über das wir nicht sprechen können oder wollen, für das uns der Ausdruck fehlt, das unser Geheimnis ist, darüber möchte ich sprechen.

Was tun, wenn etwas Schlimmes passiert ist und es gibt keinen Zauberspruch auf der Welt, der das Geschehene ungeschehen macht? Gehen Sie in Mitgefühl für sich selbst, geben Sie Ihrer Trauer um das Geschehene (wir trauern nicht nur um Verstorbene, auch um den Verlust des Arbeitsplatzes oder um den durch Scheidung verlorenen Partner.) Raum und Zeit.

Geben Sie sich Möglichkeit Trauer und Traurigkeit zum Ausdruck zu bringen. Suchen Sie sich Rituale, die Ihnen helfen dem Prozess Ausdruck zu schaffen. Sie können eine Kerze anzünden, besondere Musik anhören oder einen Gottesdienst besuchen, indem Sie die Ruhe finden.

Für die Lakota-Indianer befindet sich eine Person, die großes Leid erfahren hat, in einem heiligen Zustand. Die Person ist den Göttern oder der göttlichen Macht näher als die anderen. Sie bitten diese Person für sie zu beten, weil ihre Gebete besondere Kraft haben. Andere Weisheitslehren lassen aus dem Schmerz Schönheit wachsen. Die Schönheit ist nichts anderes als im Schmerz den Prozess der Weisheit zu sehen, der uns wachsen lässt, uns weiser macht. Der Schmerz als Prozess der Erfahrung und des Lernens, der uns zu besseren Menschen macht und uns letztendlich vom Schmerz befreit.

 

„Die dunkle Nacht der Seele“ zu durchschreiten und in den hellen Tag zu treten.

Nicht im Dunkel stehen zu bleiben. Ich bin überzeugt, dass es auch in Ihrem Umfeld Menschen gibt, die stehengeblieben sind. Die überzeugt davon sind, dass sie und niemand anders Schicksalsschläge erlitten hat, dass das Leben sie permanent bestraft und ungerecht behandelt hat.

Für mich ist dieses Gedankenmuster eines der schädlichsten, die es gibt. Dieser Mensch trennt sich von allen Menschen, da er glaubt, dass es jedem besser ginge als ihm. Nichts was ihm widerfährt, kann er als schön oder positiv werten. Egal was passiert, es wird als weiterer katastrophaler Schlag gedeutet, auch wenn andere Menschen das Geschehene ganz anders interpretieren.

Was ich hier beschreibe ist der Weg in die Verbitterung. Ein verbitterter Mensch kann nicht verstehen, warum andere die Dinge nicht so negativ sehen, wie er. Freudige Menschen, fröhliche Anlässe sind für ihn ein Greul. Abgeschnitten. Wer verbitterte Menschen in seinem Umfeld hat, weiß wie schwer und belastend der Umgang mit ihnen ist.

Jack Kornfield, Psychotherapeut und Zenmeister, erzählt in einem seiner Bücher folgende Geschichte: Er hielt vor dreitausend Menschen einen Vortrag zum Thema Schmerz. Eine Frau meldete sich und erzählte, dass ihr Partner vor sechs Monaten Selbstmord beging und sie ihren Schmerz nicht ertragen kann. Kornfield fragte in die Menge, wie viele der Anwesenden von einem Suizid innerhalb der Familie oder im nahen Freundeskreis betroffen wären. Es standen zweihundert Menschen auf! Die Menschen blickten sich gegenseitig in die Augen. Jack Kornfield beschrieb die Situation als Erleben von kollektivem Mitgefühl, ein meditativer Moment, in die auch die nicht betroffenen Menschen eingebunden waren. Und mit dem gegenseitigen Mitgefühl kam auch ein Stück Erlösung.

Sie hatten Ihr Leid geteilt.

Mitgefühl mit sich selbst und anderen. Trennen Sie sich nicht in Ihrem Schmerz von den anderen, indem Sie glauben, niemand außer Ihnen hätte Schmerz. Verbunden im gemeinsamen energetischen Feld.

Gehen Sie in Verbindung statt in Trennung.

Stellen Sie sich Menschen vor, die im gleichen Moment den gleichen Schmerz, das gleiche Leid erleben, das gleiche Geheimnis haben. Es ist vollkommen realistisch, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die zur gleichen Zeit Verlust durch Todesfall, Trennung, Krankheit oder andere Schicksalsschläge haben.

Verbinden Sich sich und empfangen Trost aus dem kollektiven Feld. Transformation von Schmerz in Weisheit.

 

 

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