In diesem Jahr habe ich lange überlegt, ob ich einen Artikel über die Rauhnächte schreiben möchte. Geht es doch in diesen Tagen und Nächten um Rückzug in sich selbst, um Beobachtung in Stille von Träumen und inneren Wahrnehmungen.
Für meinen Geschmack hatten wir mehr als genug geregelten Rückzug und wurden damit auf unsanfte Weise auf uns selbst zurückgeworfen.
Die Themen, die ich in diesem Jahr mit meinen Klienten bearbeitete, waren nur geringfügig direkte Ängste bezüglich der Pandemie, es waren alte Ängste und Unsicherheiten, die unter dem Druck der Kontaktbeschränkungen und die dadurch ausgelöste Isolation nach oben gespült wurden.
Das Leben spielt sich in Zyklen ab, nicht nur im Lauf der Jahreszeiten, auch der Verlauf des Mondes nimmt großen Einfluss auf uns Menschen. Du kennst das sicher, dass Dir an manchen Tagen alles leicht von der Hand geht und an anderen Tagen trotz großer Bemühungen nichts gelingen will. Jede Zeit hat ihre Qualität.
Und diese 11 Tage und 12 Nächte haben magische Qualität. Man sagt, dass das „Tor zur Anderswelt“ offensteht oder die „Schleier zwischen den Welten“ dünner sind und dass unsere Wahrnehmung offener und subtiler ist. Das ist Magie.
Der Mensch ist magisch, er war es immer. Nur wird es für den modernen Menschen immer schwerer diesen Zugang in sich zu finden. Die westliche Welt hat sich in eine Denkkultur verwandelt und wo nur gedacht wird, kann nicht mehr gefühlt und gespürt werden.
Gerade seit Beginn der Pandemie werden wir täglich mit Informationen überschüttet, Inzidenzen und Betten auf Intensivstationen gezählt, die Prognosen von Experten, oft aus dem Land der Spekulationen und alles auf dem Zugriemen der Angst vor Krankheit und Tod. Wir sind nur noch im Kopf und die wenigen Gefühle, die wir empfinden, sind Angst und Unsicherheit.
Es ist eine lang angelegte Entwicklung, die uns step by step aus dem Spüren ins Denken führt, die Pandemie wirkt dabei wie ein Brandbeschleuniger.
Die Geschichten und Traditionen der Rauhnächte entstanden in ganz anderen Zeiten, christliche und heidnische Vorstellungen haben sich verbunden. Das Denken der Menschen war noch sehr bildlich und weniger konstruiert. Die Vorstellung von einem sprechenden Tier, einem fliegenden Jäger und einer Percht, die mit einer Schar vor der Taufe verstorbenen Kinder durchs Tal zieht, war den Menschen damals sehr nah.
Meine Großmutter (geb. 1900) ist ein gutes Beispiel für magisches Denken. Sie wuchs in einem kleinen südböhmischen Ort auf, sie war in gleichem Maß katholisch und „abergläubisch“. Der Aberglaube ist älter als der christliche Glaube und war nie ganz verschwunden. Meine Großmutter war eine einfache Frau, dennoch trug sie in sich eine intuitive, tief verwurzelte Weisheit, was sie für Nachbarn zur geschätzten Ratgeberin in allen Lebenslagen machte.
Maulend stapfte ich zwangsrekrutiert hinter meiner Großmutter her auf ihren endlosen Streifzügen durch den Wald. Je nach Jahreszeit wurden Beeren, Pilzen oder Kräuter gesammelt, heute bedaure ich sehr, dass ich nicht besser zugehört habe. Schon seit den 70er Jahren folgen weiße Männer den Schamanen des Amazonas auf der Suche nach wirksamen Heilpflanzen. Viele Medikamente, die wir heute kennen, sind synthetisierte Wirkstoffe aus diesen Pflanzen. Was wir heute als Sieg der Wissenschaft anerkennen, ist eigentlich das Wissen der Naturvölker über die Natur.
Vieles, was wir heute über Heilung wissen, entstammt dem intuitiven Wissen von Kräuterweiblein, die mit den Pflanzen sprachen um von ihrer Wirkung zu erfahren. Hildegard von Bingen war keine Laborantin, sie war ein Medium, das ihre Eingebungen aufschreiben ließ. Kinder haben noch einen natürlichen Zugang zu ihrer Magie.
Doch wie weit sind wir heute davon entfernt?! Denaturalisiert und abgeschnitten von unseren Wurzeln fühlen wir uns unsicher in unserem Dasein.
DIE MENSCHLICHE MAGIE IST KEIN JAHRMARKTSZAUBER
Dieses Spüren und Erfahren ist magisch und heilsam. Und es ist immer mit der Natur verbunden.
Jetzt eine persönliche Frage, kannst oder willst Du Deine magischen Fähigkeiten leben?
Es gibt Dinge oder Momente im Leben, die fordern eine Entscheidung von uns. Es ist wahrlich Deine Entscheidung, ob Du diesen Aspekt Deines Wesens leben möchtest. Niemand kann die Entscheidung für Dich treffen.
In dieser speziellen Zeit den Tieren und der Natur lauschen. Spüren wie sich der Tag anfühlt, wie Du Dich in diesem Tag fühlst. Welche Bewegung steckt in der Ruhe? Eine interessante Frage.
Es ist Magie, sich etwas vorstellen zu können, was real gerade nicht da ist. Der heutige Mensch nimmt diese Fähigkeit um Horrorszenarien in sein Leben und seine Zukunft zu werfen. Eine positive Vorstellung erscheint ihm als dumm und unrealistisch.
Viele therapeutische Methoden arbeiten mit positiven Vorstellungen, die profunde Veränderungen bewirken können, auch ich kann die Heilsamkeit von positiven Bildern nur bestätigen. Gregg Braden forschte in alten Schriften und reiste zu den abgelegensten Orten der Welt um die „Geheimnisse des verlorenen Gebets“ zu finden. Und er fand das Urgebet, das darin besteht, sich mit allen Sinnen das vorzustellen, was man ersehnt.
Lebe Deine Magie in den zwölf besonderen Nächten und an jedem einzelnen Tag.
Wenn Du mehr über Rauhnächte und deren Bräuche lesen möchtest, findest Du hier einen weiteren Artikel.