Warme und kalte Gefühle

Was ist überhaupt ein Gefühl/Emotion?

Ein Gefühl ist mehr als ein Gedanke. Wir fühlen ein Gefühl im ganzen Körper, es bewegt uns. Ob dieses Gefühl gerade bewusst von Ihnen wahrgenommen wird oder nicht, es führt sie direkt in den von Ihrem Gefühl gefärbten Gedanken oder gleich in die entsprechende Handlung. Da gerät etwas in Ihnen in Bewegung.

Emotion/Gefühl=Energie in Bewegung

Durch immer neue Eindrücke und Informationen von außen, aber auch durch Ihre eigenen inneren Dialoge, verändert sich Ihre Gefühlslage beständig. Dieses Spektrum an wechselnden Gefühlen ist die Triebfeder Ihres Alltags. Das kann einmal freudiges Tun oder auch lustloses Verharren sein. Dazwischen liegen unzählige Stimmungslagen, die Sie bewegen können.

Basisemotionen

Unsere Basisemotionen sind folgende:

Wut, Angst, Trauer, Schmerz, Freude

Jeder Mensch hat diese Gefühle schon einmal über kurze oder lange Zeit empfunden. Sie sind so zu sagen, auf unserer Festplatte von Anfang an gespeichert.

Diese Gefühle werden als warm bezeichnet, weil sie spontan empfunden werden können.

Der Moment, in dem plötzlich Angst auftritt. Oder die impulsiv auftretende Wut während eines Gesprächs. Die durch Verlust ausgelösten Gefühle von Trauer. Der „Stich“, der Schmerz, der spontan einsetzt, wenn Sie jemand verletzt. Und natürlich das spontane Gefühl der Freude, eine Überraschung, ein Geschenk, eine gute Nachricht.

Auch wenn das Gefühl negativ ist, ist die spontane Äußerung gesund. Sie reagieren auf einen Auslöser und drücken Ihre Gefühlslage aus. Klinisch bezeichnet man das als Schwingungsfähigkeit. Diese Fähigkeit macht es Ihnen möglich, auf Ereignisse zu reagieren, sich mit einem anderen Menschen zu freuen oder mitfühlend zu sein.

Kinder leben ihre spontanen Gefühle

Kinder leben und erleben Geschehnisse noch sehr körperlich, der Verstand und seine Bewertungen spielt für sie eine untergeordnete Rolle. Kinder sind schnell traurig, weinen, geben ihrem Gefühl Ausdruck, sind aber auch rasch wieder fröhlich. Kinder besitzen eine große Schwingungsfähigkeit.

Die Unterdrückung

Werden spontane Gefühle verboten oder unterdrückt, z.B. mit Aussagen wie:“Schrei nicht so, du bist ein böses Kind. Keiner mag dich.“ (bei Wut) oder wenn Angst lächerlich gemacht wird:“Schau dir den Angsthasen an! Er/sie hat Angst vor dem eigenen Schatten. Alle lachen dich aus.“ Traurigkeit, die als grundlos dargestellt wird:“Er gibt keinen Grund traurig zu sein. Jetzt heult sie/er schon wieder und keiner weiß warum! Heulsuse!“

Aber auch wenn freudige Impulse unterdrückt werden:“Wie kannst du dich freuen, Mama ist gerade traurig. Was gibt es da zu lachen?“ Unter Jugendlichen ist Coolness erstes Gebot, fröhliche und freudige Ausbrüche sind nicht gefragt. Selbst unter Erwachsenen wird eine positive, fröhliche Person leicht als naiv und etwas zurück geblieben eingestuft. Permanente Freundlichkeit ist für manche Mitmenschen unheimlich. Hier wird ein freudiger Impuls unterdrückt.

Die Verwandlung

Werden spontane Gefühle auf Dauer unterdrückt, abgewiegelt, lächerlich gemacht und sogar bestraft, sind diese Gefühle nicht einfach weg, sie verwandeln sich. In kalte Gefühle:

Wut, Angst, Trauer und Schmerz werden zu Gefühlen von Hass, Rache, Aggression

Kalte Gefühle sind nicht mehr spontan, sie sind dauerhaft. Sie legen sich mehr oder weniger ausgeprägt auf alle anderen Gefühlslagen.

Die ungelebte, spontane Traurigkeit kann sich in eine dauerhafte Verstimmung verwandeln.

Anhand der immer wachsenden Zahl an depressiven Menschen in unserem Land, aber auch der aggressiven Übergriffe, der durch Hass motivierten Straftaten, dazu gehört gleichfalls die Zahl der häuslichen Gewalt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass wir mit unseren spontanen Gefühlen ein echtes Problem haben.

Geben Sie Ihrer Wut Ausdruck, manchmal genügt es, einfach „Nein“ zu sagen oder ein offenes, klärendes Gespräch zu führen.

Wenn Sie Ängste verspüren, fragen Sie sich: Woher kommt gerade jetzt diese Angst?

Wenn Sie traurig sind, geben Sie der Trauer einen Raum.

Das Spüren und Annehmen des Gefühls, dient dazu, es aufzulösen.

Und lachen Sie doch dann, wenn Ihnen danach ist. Lieber ein mal zu viel, als ein mal zu wenig.