Der Begriff Aggression ist negativ besetzt, wird assoziiert mit Hass, Gewalt, Schlägern oder verbale Aggression mit Hassreden und Volksverhetzung. Diese Form der Aggression soll nicht Thema dieses Artikels sein. Ich lehne Gewalt ab, denn sie schafft keine konstruktive Lösung. Ich möchte über aggressive Gefühle schreiben, die jeden Menschen betreffen.
Da der Begriff Aggression ein solch schlechtes Image hat, haben viele Menschen Probleme ihre Aggression, Wut oder Zorn in angemessenem Rahmen zu zeigen. Schon als Kind wurden Sie vielleicht als „böse“ oder „schlecht“ etikettiert und bestraft, wenn Sie lauthals geschrieen oder sich gewehrt haben. Das „brave Kind“ tut so etwas nicht. Unter den sieben Todsünden steht auch der Zorn. So ist es auch dem Christen nicht erlaubt, seine Wut, seinen Zorn zu zeigen. Bei Zuwiderhandeln droht auch hier Strafe von höchster Instanz.
Was aber, wenn uns Unrecht geschieht? Wenn wir beschimpft, bedroht oder missbraucht oder manipuliert werden? In jedem Menschen entstehen dann Gefühle von Wut, Zorn und Aggression.
Was tun wir mit diesen aufsteigenden aggressiven Gefühlen? Wir tun, was wir gelernt haben: Wir unterdrücken sie, halten sie im Zaum, sperren sie, wie ein wildes Tier. Nur wer glaubt, dass diese Gefühle damit verschwunden sind, hat weit gefehlt. Natürlich bleiben diese Gefühle erhalten, solange sie kein Ventil finden.
Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten der Entwicklung dieser verdrängten Gefühle:
Im schlimmsten Fall entlädt sich die aufgestaute Wut explosionsartig. Der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Gewaltverbrechen oder Amokläufe, die zur traurigen Berühmheit wurden, kann man als Entladungen bezeichnen. Insgeheim fürchten viele Menschen, die unter ihren aggressiven Gefühlen leiden, irgendwann die Kontrolle zu verlieren und etwas „Schlimmes“ zu tun. Natürlich bewerten sich diese Menschen selbst als „böse“ und „schlecht“, weil sie es so gelernt haben.
Häufig entwickeln sich aggressive Gefühle dahingehend, dass die Ursache als solche nicht mehr erkannt wird. Der Täter wird als Täter nicht erkannt. Das Opfer nimmt sich nicht als Opfer wahr. Und da es keinen Täter gibt, wendet das Opfer die Aggression gegen sich selbst. Das Opfer ist wütend und ärgerlich auf sich selbst, weil es Wut und Ärger empfindet, aber keine andere Adresse dafür findet. Das ist verwirrend, große Unruhe und Überreiztheit kann sich dieser Mensch nicht erklären, keinen Grund dafür finden.
Es ist nicht aggressiv sich zu wehren, für sich Partei und das Wort zu ergreifen. Es ist nicht aggressiv zu sagen: „Du hast mich verletzt! Ich möchte, dass du mich besser behandelst!“ „Du agierst an mir deine schlechte Laune ab!“ „Ich möchte, dass du dich entschuldigst.“ Geben sie ihrer Wut einen Ausdruck. Und dafür müssen Sie nicht handgreiflich werden oder der stets brüllende Choleriker. Viele Menschen leben so unbewusst, sie ärgern sich an einer Stelle und lassen ihren Ärger an anderer Stelle los. Stellen Sie sich für solche Aktionen nicht zu Verfügung. Sich zu wehren und dabei auch mal laut zu werden um sich Gehör zu verschaffen, ist ihr gutes Recht.
Aggression, Wut oder Zorn sind starke Gefühle, die im Körper zu spüren sind. Brennen, Bewegung, Schwere in Brust oder Bauch sind häufig. Gefühle bewegen den Menschen. Diese intensiven Gefühle bringen eine starke Energie mit, eine Kraft, die Ihnen vielleicht oft fehlt. Manchmal stellt die Wut eine Kraft zur Verfügung, die es ermöglicht schwierige oder unerträgliche Situationen zu verändern. So können Sie von diesen scheinbar „negativen“ Gefühlen profitieren.
Wir stehen täglich in Bewertungen. Wir bewerten gut und schlecht, männlich und weiblich, glücklich und unglücklich, aggressiv und sanftmütig.
Aber warum müssen wir immer trennen. Sie haben die Möglichkeit beides zu sein. Sie können eine gute Stunde haben und eine schlechte. Sie können als Frau männliche Eigenschaften leben und Mann weibliche Qualitäten. Sie können einige Minuten traurig sein und dann wieder glücklich. Auf die gleiche Art können Sie wehrhaft auftreten um anschließend wieder sanftmütig zu sein. Alles zu seiner Zeit, im richtigen Moment, am richtigen Ort.
Finden Sie Ihren Weg, ihre Mischung aus Aggression und Sanftmütigkeit, aus Wut und Zuneigung, aus Zorn und Zärtlichkeit. Sie müssen nicht trennen, Sie können beides sein und bleiben der Mensch, der Sie sind. Auf diese Weise kommen Sie sich selbst, Ihrer Seele und Ihrer Bestimmung näher. Lassen Sie nicht Ihren klaren Geist, Ihre Gedanken und Gefühle von verdrängten Aggressionen verwirren. Sehen Sie sich Ihre Wut an und geben Sie ihr den Ausdruck, der ihr zusteht. Ihr Leben kann dadurch klarer und lebendiger werden.
Affirmationen zu diesem Thema finden Sie unter Affirmationen A-Z.
Die Zeit des Wandels unterstützt Sie in der Entwicklung Ihrer Bewusstheit. Versuchen Sie Zorn und Zärtlichkeit in sich in Einklang zu bringen.